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Demokratievermittlungsprojekte von Müllers Freunde als positive Beispiele – Kinderstadt

Demokratievermittlungsprojekte von Müllers Freunde als positive Beispiele

Wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche sich möglichst frühzeitig mit Politik beschäftigen, um die Werte einer funktionierenden Demokratie schätzen und auch schützen zu können, wird in einem Artikel der „Presse“ vom 25.3.2012 besprochen. Als positive Ansätze werden gleich zwei Projekte genannt, die von der Agentur Müllers Freunde GmbH konzipiert und betreut werden: die „Demokratiewerkstatt“ des Parlaments der Republik Österreich als ständige Einrichtung und die Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ im Rahmen des Wiener Ferienspiels.

 

Die manipulierte Jugend? Wahlkampf im Kindergarten

25.03.2012 | 08:56 |   (DiePresse.com)  von Hellin Sapinski

Teddys, Kugelschreiber oder doch ein Eis? Politikern scheint jedes Mittel recht zu sein, um bei der Jugend zu punkten. Ein Streifzug zwischen Wirkung und Wunschdenken.

Plüschtiere als Schlüsselanhänger, Luftballons und Kugelschreiber. Dann noch ein Küsschen auf die Wange, während die Fotografen eilig abdrücken. Der Zweck hinter der kinderzentrierten Aktion: Sympathiepunkte sammeln. Doch was bringt der Wahlkampf im Kindergarten – Meinungsbildung oder Manipulation?

Kinder und Jugendliche spielen in der Politik seit jeher eine untergeordnete Rolle. Der Grund: Wahlen werden mit Pensionisten gewonnen, daher werden eher Altenheime besucht, als Jugendthemen vertreten. Diese Denkweise spiegelt sich in der politischen Landschaft wieder: Das Durchschnittsalter der österreichischen Regierung liegt bei 47 Jahren, der Wahl zum Bundespräsidenten darf man sich erst ab 35 Jahren stellen und Landtagsabgeordnete unter 30 sind mehr als rar.

Und trotzdem: Vor dem Wahlsonntag sind Politiker bei Schulfesten Stammgäste. Während SP-Bundeskanzler Werner Faymann mit kostümierten Schülern Fasching feiert, gibt Niederösterreichs VP-Landeschef Erwin Pröll im Kindergarten den Clown. Was für die Kleinen ein lustiger Zeitvertreib ist, bleibt den Eltern in Erinnerung – und schlägt sich oft in deren Wahlverhalten nieder. Nicht aber in jenem der Jungen, um diese zu begeistern, bedarf es einer Begegnung auf Augenhöhe.

„Parteiagitatoren mit Schaum vor dem Mund“

Die Jugendlichen können „sehr wohl zwischen Parteiagitatoren mit Schaum vor dem Mund, die wüste Propagandaparolen grölen“ und ernsthaften Debatten unterscheiden, so der Politologe Peter Filzmaier. Sie sind an einer „themenorientierten Diskussion mit Politikern interessiert, nicht aber an Wahlkampffolklore“. Den Politikern scheint dies noch nicht völlig bewusst zu sein, wird der „politikverdrossenen Jugend“ doch beinahe nichts zugetraut. Ein falsches Denken, denn im Gegensatz zu Erwachsenen, geben Jugendliche den Parteien eine ehrliche Chance“, so Filzmaier. Diese Aufgeschlossenheit gelte es zu nützen, bevor das „Pflänzchen verwelkt“.

Ansätze dazu gibt es bereits in Form der Demokratiewerkstatt oder Aktionen wie „Rein ins Rathaus“, das Kinder- oder Schülerparlament. Bei letzterem können Kinder beispielsweise ihre Lieblingsspielgeräte zeichnen, „dann besprechen sie mit Experten, ob diese realisierbar sind. Wenn ja, werden sie auf Spielplätzen errichtet“, erklärt Michael Höflinger von der MA13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung). So werde ihnen gezeigt, wie politische Entscheidungen ablaufen.

Wahlsieg mit Teddybären?

„Kinder merken aber sofort, wenn sie nicht wirklich mitentscheiden können und nur als Statisten in einer Profilierungskampagne missbraucht werden“, warnt Anika Wagner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Arbeitsbereichs Didaktik der Politischen Bildung der Universität Wien. Geschieht dies, ist der Politikverdrossenheit Tür und Tor geöffnet – mit oder ohne Wahlkampf im Kindergarten.

Ebenso würde sich die Jugend nicht von Wahlgeschenken beeindrucken lassen. „Durch Teddys entsteht keine Wählerbindung, denn die Partei wird nicht gemerkt. Kinder nehmen die Geschenke, wenn sie Lust darauf haben, sie machen später aber nicht notwendigerweise bei ebendieser Partei ihr Kreuzerl.“ Der Gedanke an „herangezüchtete Parteisoldaten“ sei daher mehr als abwegig.

Politiker – korrupt, faul und falsch?

Doch nicht nur in Wahlkampfzeiten werden Kinder mit Politik konfrontiert, schon in Kinderbüchern und Hörspielen kommen ihre Akteure vor. Allerdings nicht immer zum Vorteil der realen Politiker. So gilt etwa der Bürgermeister von Neustadt als Gegenspieler der Hexe Bibi Blocksberg. Er wird als korrupt, faul und inkompetent dargestellt und spiegelt wohl die Einstellungen der Erfinderin wider. Ein bedenkliches Signal, dem politische Bildung ab der Volksschule entgegenwirken sollte, so die Expertin.

Politik ist für Kinder folglich alles andere als ein fremdes Wesen, dem man erst m Geschichtsunterricht begegnet, sondern ein allgegenwärtiges Phänomen, das es zu erklären gilt. Bleibt diese Erklärung aus, werden auch mündige Wähler zur Mangelware. Ist dagegen die parteipolitische Einflussnahme zu groß, steigt die Zahl der Weißwähler. Denn, so Filzmaier: „Die Jugend lässt sich nicht manipulieren, sie bildet sich ihre Meinung.“